Sun Shooting Tower (射日塔)
Um die Sonne abzuschießen... |
Offenbar waren die Eingeborenen von Taiwan erfolgreicher als die Genossen drüben in Babel, denn mehr als eine Sonne ist auch auf Taiwan nicht zu sehen. Als Reminiszenz an die Erzählungen der Eingeborenen wurde der Sun Shooting Tower, so wie er heute zu besichtigen ist, von 1997 bis 2000 im Osten von Chiayi Park (嘉義公園, Jiāyì Gōngyuán) fertig gestellt. Mit einer Höhe von 62 Metern bietet er einen einmaligen Ausblick über die gesamte Stadt.
... brauchte es einen hohen Turm... |
Besonders am Abend sind das Café und die Liebesschaukeln auf der Plattform darüber bei Paaren beliebt, die hier in den Genuss eines malerischen Sonnenuntergangs kommen und dabei zu romantischen Schmachtfetzen beobachten können, wie sich Chiayi City (嘉義市, Jiāyì Shì) langsam in ein Lichtermeer verwandelt. Wer all dem Schmalz lang genug standhält, kann dann hin und wieder auch ein kleines Feuerwerk über der Stadt entdecken und sich damit den Rest geben. Die Kosten für die Fahrt mit dem Fahrstuhl halten sich mit 50 元, also etwa 1,25 €, doch sehr in Grenzen.
... und mutige Krieger. |
Der Architekt des Turms ließ sich von dem 3.000 Jahre alten "Heiligen Baum" (神木, Shénmù) des nahen Alishan (阿裡山, Ālǐshān) inspirieren, der noch 1956 einen Blitzschlag überlebte und dann 1997 starken Regenfällen zum Opfer fiel. Das 3 Meter breite und 40 Meter hohe Bronzekunstwerk in der Mitte des Turms stellt die Legende der sonnebeschießenden Krieger noch einmal bildlich dar.
Groarrr! |
Am Fuße des Turms stehen zwei Bronzeskulpturen überlebensgroßer Nebelparder und bewachen den Eingang wenig erfolgreich vor neugierigen Touristen. Einstmals auch auf Taiwan heimisch, dürfte die Unterart mittlerweile trotz aller Gerüchte der letzten Jahre ausgestorben sein.
Wer der Schlange folgt... |
Ein weiterer Vertreter der taiwanesischen Tierwelt, nämlich die Chinesische Nasenotter, erwartet den Besucher als Bodenmalerei und schlängelt sich vom Eingang bis zum Fahrstuhl, mit dem man in den zehnten Stock hinauffahren kann. Einmal mehr wird hier Bezug auf die Bedeutsamkeit der Fauna für die Eingeborenen der Insel genommen. Während der Nebelparder bei den Rukai (魯凱族, Lǔkǎi Zú) als Schutzgeist und Vorfahr betrachtet wird, der sie einst in die Heimat führte, war dies bei den Paiwan (排灣族, Páiwān Zú) die Nasenotter. Am Sun Shooting Tower stehen damit die vielen unterschiedlichen Ethnien, die heute nur noch etwa 2% der taiwanesischen Bevölkerung ausmachen, eindeutig im Mittelpunkt.
... wird belohnt. |
Das Erdgeschoss beherbergt außerdem noch die Rekonstruktion eines Märtyrerschreins, der hier nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet und 1994 bei einem Feuer zerstört wurde. Im zehnten Stockwerk wissen die Bodenfenster, die einen Blick aus schwindelnder Höhe erlauben, durchaus zu beeindrucken. Wer an Höhenangst leidet, erfreut sich hier einfach an der Kunstgalerie oder nimmt gleich die Treppe zu dem Café mit Panoramafenstern im elften Stockwerk.
Auf einen Kaffee hoch über den Dächern der Stadt... |
Auf der Gartenterrasse, dem zwölften Stockwerk, lassen sich bei klarem Wetter sogar die Silhouetten des Alishan (阿裡山, Ālǐshān) und des Yushan (玉山, Yùshān) bewundern. Der Sun Shooting Tower hat von Mittwoch bis Sonntag und sogar an Feiertagen von 9 bis 21 Uhr geöffnet.
Adresse:
射日塔 (Shèrì Tǎ; Chiayi Tower oder Sun Shooting Tower)
600嘉義市東區公園街46號 (Chiayi City oder Jiayi City, Dōng Qū bzw. Östlicher Bezirk, Gongyuan-Straße Nr. 46)
Karte: